Asko zog am 06.03.2004 bei uns ein. Ein bildschöner schwarzer Springer-Spaniel mit weißem Brustfleck, der wegen seines Alters kaum noch eine Chance auf Vermittlung gehabt hätte. An dem Tag als er zu uns kam schneite es dicke Flocken und der hübsche alte Mann tapperte mit kurzen Schrittchen durch unseren Garten und erschnupperte seine neue Heimat mit Begeisterung. Auffallend war das der alte Hund einen unbändigen Durst hatte, dafür aber kaum Hunger. Asko erzählte uns seinen bisherigen Tagesablauf fast minutiös. Um spätestens 7 Uhr wollte er aufstehen, hinunter in den Garten, sein Bächlein machen. Danach setzte er sich vor den Tisch in der Küche, Frühstück bitte schön um halb 8, er bestand auf seinem Stückchen Brot, danach war er zufrieden und trottet zum Sofa. Schläfchen bis um kurz nach halb 11, dann bitte Gassigehen. Pünktlich um 11:30 verlangte er seine Mittagsmahlzeit, danach war Ruhen angesagt. Gegen 16 Uhr eine kurze Gassirunde und hinterher wurde wohl immer Kaffeezeit gehalten, denn er setzte sich brav vor den Wohnzimmertisch. 18:30 Abendessenszeit, wenn er gefüttert war wollte er nur kurz raus sein Geschäftchen erledigen und danach aufs Sofa. Um 22 Uhr spätestens verlangte er noch einmal rausgelassen zu werden und legte sich danach zum Schlafen in seinen Korb. Das war ja auch alles ganz nett, nur sind wir natürlich alle berufstätig. Er hatte ja bei einem Rentner gelebt und dort seinen Rhytmus gefunden, den er uns nun zeigen wollte. Askochen musste umdenken und sich umstellen, nicht in allen Bereichen, aber doch in einigen. Er wurde "berufstätig" und ging mit mir ins Büro. Dort war er in kurzer Zeit der Liebling aller Fahrer, gab seine dicke Patschpfote wenn er Frolic wollte und wartet brav bis Frauchen Zeit hatte sich mit ihm zu beschäftigen.
Da Asko unter permanenten Durst litt und wir uns das nicht erklären konnten, stellten wir unseren Neuzugang beim Tierarzt vor. Willi hörte sich unsere Sorgen an und machte einen Zuckertest, der negativ ausfiel. Auch alle anderen Untersuchungen zeigten nichts ernstes, bzw. nichts was wir nicht schon gewußt hätten. Willi wendete den alten Mann wirklich auf "links" und fand verschiedenes an Krankheiten, aber das alles konnte die Ursache für diesen Durst nicht sein. Die zweite Urinprobe brachte das Ergebnis und zwei Tage später erfuhren wir, unser alter Mann litt unter Diabetes Insipidus, der Wasserhahnruhr. Nichts was man nicht hätte in den Griff bekommen können, aber eine sehr teure und für den Rest von Asko´s Lebens erforderliche Behandlung.
Anfang August 2003 hatte Asko in den frühen Morgenstunden seinen ersten schweren Schlaganfall. Wir wurden durch sein Herumpoltern geweckt, der alte Hund war völlig ohne Orientierung, torkelte, konnte kaum stehen, er erkannte uns nicht, er wusste nicht wo er war, er erbrach sich und lies alles von sich, aus allen Öffnungen. Michael hielt ihn fest und stabil an sich gedrückt, ich sprang in die Kleider, wir fuhren zum Tierarzt. Es folgte die erste Notfallbehandlung, wir waren in den ersten 4 Tagen 3 - 4 mal täglich bei Willi in der Praxis und auch am Wochenende stand er uns jederzeit zur Verfügung. Asko erholte sich binnen 7 Tagen recht gut, wußte wieder wo er war, wer wir waren, war zwar immer noch wackelig auf den Pfoten, aber es ging wieder aufwärts. Er musste neu Laufen lernen, musste neu lernen wo er seine Geschäftchen machen durfte, wie man eine Stufe hochgeht, wie man in ein Auto einsteigt, alles Dinge die bisher für ihn ganz selbstverständlich waren.
Im September 2003 fuhren wir mit unseren Hunden in Urlaub. In Frankreich, nahe der deutschen Grenze, besichtigten wir ein kleines Städchen, mitten auf den Marktplatz stand ein Brunnen. Lady ist ja sehr wasserscheu, sie vermied es beim trinken aus diesem Brunnen auch nur eine nasse Pfote zu bekommen, Asko hingegen hing erst halb und dann ganz im Brunnen. Er lies seine langen Schlappohren schwimmen und freute sich darüber mitten in soviel Wasser zu stehen. Tapsig und ins Wasser beissend zog er durch den Brunnen und verjagte mit seinem Geplansche und Gespritze nicht nur Lady, die nun doch pitschnass geworden war, sondern auch einige Leute die ihm amüsiert zusahen. Im Café nebenan stärkten wir uns und die Hunde lagen brav in der Sonne zum trocknen. Er wedelte freudig, er spielte gern und hatte eine fast welpenhafte Art zum spielen aufzufordern, was er in diesem Urlaub auch sehr oft tat.
Asko hatte zwei weitere Schlaganfälle im Oktober 2003. Den Ersten davon morgens gegen 4 Uhr in der Früh, diesmal allerdings nicht so stark und wieder waren wir sofort mit ihm beim Tierarzt. Wieder bekam er sofortige Hilfe, die Notfallspritzen und es ging ihm Stunden später bereits deutlich besser, doch in den Abendstunden kam der zweite, deutlich schwerere Anfall. Die Nacht mit ihm war schlimm, trotz sofortiger tierärztlicher Hilfe. Auch die folgenden Tage wurde es kaum besser, ich fuhr nach 5 Tagen Dauerbehandlung zu Willi, mit dem festen Vorsatz den armen Hund nicht mehr mit heim zu bringen. Doch unser Tierarzt sagte: "Lass ihm mal noch 4 Tage Zeit, jeder Schlag braucht länger um abzuklingen, wenn es dann nicht deutlich besser ist, dann entscheiden wir gemeinsam was wir machen"
So verbrachte Asko doch noch ein Weihnachten bei uns, erholte sich diesmal nur langsam, war aber mit seiner Umwelt und sich offensichtlich recht zufrieden. Er fras nach und nach immer schlechter, sein Allgemeinzustand wurde langsam immer wackeliger und seine lichten Momente immer weniger. Er spielte mit Lady, unbeholfen, tapsig und mit leisen hohen Quitschtönen, doch im nächsten Moment stand er da und man sah wie er überlegte, was er eigentlich gerade hatte tun wollte. Er war ein lieber Hund, ein richtiger flauschiger Schmusehund, sehr anhänglich und freundlich und trotz seiner Taubheit immer an allem interessiert, solange es ihm gut ging. Er war bei uns vom ersten Tag an leicht inkontinent und tropfte im Schlaf auf sein Kissen, alles nicht schlimm, alles kein Grund für uns, ihn nicht gern zu haben und mit Liebe zu betreuen. Zum Ende hin war Asko fast völlig blind, traute sich nicht mehr alleine die Treppen zu gehen, brauchte uns ständig und fast rund um die Uhr.
Bei einem kurzen Spaziergang am 3. April 2004 fing er plötzlich an den Kopf von rechts nach links zu werfen, begann zu taumeln und sich im Kreis zu drehen. Wir hielten ihn fest, zogen ihn an uns, brachten ihn nach Hause, langsam und mit vielen Stopps dazwischen. Es sollte sein letzter Spaziergang am Rhein gewesen sein. Es waren immer wieder leichte Nachschläge im laufe der Zeit dagewesen. Am 4. April saß ich vor ihm auf dem Boden und dachte, >> Es geht nicht mehr lange, er baut immer weiter ab << Am 5. April fuhr ich Abends alleine nach Hause, seine Leine und sein Halsband auf dem Sitz neben mir. Es war vorbei.
Unser Asko hat uns viel Freude gemacht, viele Sorgen bereitet, viel Geld und Nerven gekostet, aber wir möchten die Zeit mit ihm nicht missen.