Krümel, geb. ca. 1996 / 1997 (bei uns seit 15.04.2012, verstorben am 13.05.2012)
Ich wußte um sein ungefähres, sehr hohes Alter - ich wußte um seine geringe Größe - ich wußte von seiner Medikamentation.. das alles war es aber nicht. Nie zuvor war ich mir derart unsicher, ob ich einen zusätzlichen alten Hund aufnehmen wollte oder nicht. Nie zuvor derart unschlüssig, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Neuaufnahme wäre oder nicht. Mein Bauchgefühl sagte irgendwie "Nö" - der Kopf war sich nicht schlüssig - ich schob diese Entscheidung vor mir her, bis zu unserer Fahrt nach Polen, obwohl ein lieber und zuverlässiger Lebenspate für Dzidek-Krümelchen bereit stand und obwohl ich mich in dieses kleine alte Hundemännlein längst verliebt hatte. Aber Micha hatte da ja auch noch ein Wort mitzureden und das hieß ziemlich sicher "Nein". Hieß es zunächst auch, bis Dzidek-Krümel am Samstagabend ungewollt und unverschuldet in die Nase gebissen wurde, da wurde das "Nein" wankend. Sonntag in der Früh war aus dem "Nein" dann ein "Das muss meine Frau entscheiden" geworden.. und als wir abfuhren, saß in der - nur zur Sicherheit und falls doch..- mitgebrachten Transportbox ein kleiner schwarzgrauer uralter, reisefertiger, Hundemann. So begann es..
Krümel... hieß übersetzt vormals "Opi" und machte seinem Namen alle Ehre. Der kleine Hundemann ist ca. 15-17 Jahre alt, stocktaub, morgens ist er ein bischen wackelig auf den Pfötchen und trotz allem ein fröhlicher kleiner Bursche. Er ist seit dem 15.04.2012 in unserer Obhut und wird seinen Lebensabend hier verbringen. Kennengelernt haben wir das "Männlein" bereits im letzten September. Aufgrund eines Lebenspaten konnte Krümel nun zu uns ziehen.
Erste Bilder unseres Winzlings - ein herziges altes Männlein..
Krümelchen wurde bereits 2 Tage nach seinem Einzug bei uns unserem Tierarzt vorgestellt und dann endlich richtig auf seine erforderlichen Medikamente eingeregelt. Er hatte nicht, wie zunächst angenommen, Wasser in der Lunge - sondern eine teilverhärtete Luftröhre, ein so genannter Trachialdefekt in der sich eine Entzündung gebildet hatte und diese löste diesen trocknen Husten aus. Nachdem der kleine Hundemann richtig auf seine Herzmedikamente und Phen-Pred eingestellt war, hustete er kaum noch. Die Entwässerung wurde fast gänzlich abgesetzt - da man erst mal sicher sein musste, dass er dieses starke Medikament auch wirklich nicht brauchte.. Er wurde zusehends munterer, fröhlich wackelte er durch den Garten, fröhlich ging er schließlich mit Gassi. Leine, Geschirr, Halsband kannte er bis dahin nicht und als er begriffen hatte, was es mit dem ganzen Plunder auf sich hatte - freute er sich immer mächtig wenn er es angezogen bekam, denn dann gings raus zur großen Wiese, schnuffeln, laufen, alles erkunden.
Krümelchen lief sehr schön gemeinsam mit Nina auf der Wiese. Die beiden wurden schnell unser "kleiner Trödeltrupp", denn Beide brauchten immer endlos viel Zeit um alles abzuschnuffeln. Aber die Einteilung der Gassihunde bewährte sich: Nicki und Nora gingen zusammen - da sie so ziemlich ein und das selbe Tempo hatten und nun auch Nina und Krümelchen - aus dem gleichen Grunde. Jolante geht ja seit Monaten nur noch die kleinste Runde und selbst die fällt ihr zunehmend schwerer - sie geniest aber ihre Gartenrunden und ist damit auch zufrieden.
Unser kleiner, zarter Hundemann lebte auf und brauchte ein wenig Zeit um sich einzugewöhnen. Anfangs verbrachte er die Zeit überwiegend in der Küche, selbst wenn das Restrudel im Wohnzimmer bei uns lag - Krümelchen kam nicht dazu. Dieser Zustand dauerte ungefähr zwei Tage und Nächte, dann wurde er doch allmählich neugieriger und kam ab und zu ins Wohnzimmer getrappelt um zu gucken. Am dritten Tag wagte er sich das erste Mal im Wohnzimmer auf den Teppich, rollte sich ein und schlief an der Seite von Jolante ein Viertelstündchen. Nach und nach wurde er forscher. Benutzte dann doch ab und zu mal eines der Hundekörbchen im Wohnzimmer und näherte sich uns allmählich an. Er bekam viele kurze Krauler, denn - wann immer er auftauchte und heran kam, wurde er gestreichelt. Und er kam immer öfter. Mal kurz nachsehen wo denn die anderen Hunde sind, wo diese zwei Menschen abgeblieben waren - bei denen er ja nun offenbar wohnte. Und er begann uns die Hände abzulecken, vorsichtig, fragend, zaghaft. Ja, natürlich, er durfte doch dabei sein, er sollte es ja sogar.. und natürlich durfte er Händelecken. Aus dem vorsichtigem, fragenen kurzen Abschlecken wurde schließlich ein herzliches und irgendwie dankbar wirkendes Händeschlecken. Immer nur zwei, drei Mal Schlapp - dann wieder aufhören, hochsehen und sich verhalten freuen. Er taute zunehmend auf. Freute sich, wenn wir von der Arbeit kamen - er bellte, weil er mitbekam wenn die anderen anfingen zu bellen und verpasste mit schönster Regelmäßigkeit das Ende der gemeinschaftlichen Bellerei..- er hörte es ja nicht. Also stupste man ihn freundlich an und er hielt die Klappe. "Ach so! Schon wieder vorbei? Gut - dann bin ich auch wieder ruhig". Krümelchen entdeckte neue Seiten an sich, er begann zaghaft zu spielen. Ja, das alte Hundemännlein gaunerte sich ab und zu Noras Plüschfrosch und trug ihn stolz herum. Bedingt durch die neue Einstellung der Medikamente gewann er zusehends an Fitness zurück. Und eines Morgens hopste er tatsächlich auf den Sessel im Wohnzimmer. Über sich selbst ganz erstaunt, stand er nun da oben und guckte verdutzt, was er denn nun eigentlich da oben wollte.. und hopste schließlich wieder runter. Das war der einzige Versuch von Krümelchen irgendwo oben drauf zu kommen und er war ihm gelungen.
Beim Fressen stand er immer mit in der ersten Reihe, wartete ungeduldig mit den Pfötchen trippelnd darauf, dass die Schüssel endlich voll war und runter gestellt wurde. Vollkommen unkompliziert und ohne jeden Futterneid konnte er zwischen Nicki und Nina abgefüttert werden. Der einzige Unterschied zu den Damen - er bekam 3* tgl. eine kleine Portion, da er seine Medis brauchte und auch ein klein wenig zunehmen sollte.
Der kleine Hundemann machte mir sehr viel Freude und nicht nur mir - auch Micha schien sich nun doch mit ihm anzufreunden.. oder besser mit dem Gedanken, dass hier wieder ein kleines, altes Männlein sein Beinchen an den Büschen hob. Und das tat Krümelchen, ganz Mann, so hoch es eben nur ging. *lächel*
Tja, und als Kopf und Herz mir - nach knapp vier Wochen Krümel bei uns - endlich mitteilten, dass es wohl doch nicht die falsche Entscheidung gewesen war, dass alte Hundetierchen zu uns zu nehmen - sagte mein Bauchgefühl: "ACHTUNG! Da kommt was!" Darauf kann ich mich nun wirklich verlassen.. dieses unterschwellige Grummeln - mit nächtlichen aufwachen, unbestimmtem Gefühl und nicht gut schlafen können - ist mein wirklich zuverlässiges Frühwarnsystem für Katastrophen aller Art.. auch die Hunde betreffend.
Und sie kam... die Katstrophe. Die gleiche Katastrophe, die wir im Januar bereits schon einmal erlebt hatten und an der schon unsere kleine Yuna verstorben ist. Krümelchen hatte sich eine Infektion eingesammelt - ob auf der Gassirunde oder auf welchem Wege auch immer, er wurde krank. Sehr krank. Mittags noch munter, er hatte wie immer gut gefressen, lief er schließlich durch den Garten und erbrach sein Futter wieder.. so begann es seinerzeit bei Jolante, so begann es seinerzeit bei Yuna - so begann es nun auch bei ihm. Auf den ersten Blick harmlos. Da macht man sich noch keine großen Gedanken, sowas kommt bei jedem Hund mal vor.. und eben dieses "keine Gedanken drum machen" - das innere Gefühl von "harmlos sein" lies mich aufhorchen. Denn nun war auch mein Baugrummeln schlagartig weg.. und genauso hatte ich bei Yuna empfunden, als es begann - irgendwie... ja - irgendwie zu sorglos! Ich machte mich auf und besah mir die Sache näher. Nichts auffälliges, nur sein Futter. Nun denn, Schippe geholt, das Erbrochene weggemacht und die Stelle im Gras kräftig mit Wasser absaufen lassen. Nicht dass doch irgendeiner der anderen Hunde trotzdem noch ein Bröckchen finden und aufnehmen würde.. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!
Der Rest des Nachmittags verlief ruhig. Krümelchen lag in der Sonne, wirkte etwas müde, aber nicht wirklich krank. Er guckte, wie wenn er sagen wollte: "Mir ist übel, hab zuviel und zu schnell gefressen heute.." - aber sonst zeigte er nichts an. Keine Schmerzen, kein Bauchgluckern, keine Unruhe, kein Hecheln.. nichts. Gegen 20:30 ging er durch den Garten und setzte sich.. was kam, war reines Blut. Um 21 Uhr waren wir mit ihm beim Tierarzt.. um 2 Uhr Nachts noch einmal, da es ihm deutlich schlechter ging. Die Nacht war lang und zwischenzeitlich dachte ich, unser kleiner Hundemann erlebt den nächsten Morgen nicht mehr.. so blieb ich die ganze Nacht bei ihm. Half ihm auf, wenn er musste - hielt ihn gesichert mit den Händen rechts und links, wenn er sich bewegen wollte und den Platz wechseln.. nahm ihn schließlich auf den Arm und setzte mich mit ihm um halb 4 Uhr morgens raus auf die Terrasse, weil er unbedingt raus wollte und kaum noch die Kraft dazu hatte. Warm eingepackt saßen wir draussen, langsam wurde es hell, die ersten frühen Vögel zwitscherten.. und Krümelchen lag in meinem Arm, Köpfchen an meiner Schulter - Stunde um Stunde. Um kurz nach 6 Uhr kam Micha dann auch schon wieder runter, lösste mich kurzfristig ab, damit ich im Wohnzimmer wenigstens die schlimmsten Blutlachen - von unmengen Handtüchern und Küchenrolle abgedeckt - entfernen und mich selbst schnell unter die Dusche stellen konnte. In dieser halben Stunde wollte Krümelchen von Michas Schoß runter. Mit eisernem Willen drehte er - durch Micha gesichert - eine letzte komplette Runde durch den Garten. Krümelchen wollte sich verabschieden und er hat sich verabschiedet - von seinem Garten, von Micha und von mir. Um 8 Uhr 30 in der Früh standen wir erneut mit ihm beim Tierarzt - und wir wußten alle, es geht nicht mehr.
Unser Krümelchen schlief friedlich ein. Wir nahmen unseren kleinen Hundemann mit nach Hause, die Mädels nahmen Abschied von ihm.. gegen Nachmittag brachten wir Krümelchen, nebst dem von ihm so oft gemopsten Plüschfrosch, zu Herrn Göck nach Laudenbach ins Tierkrematorium und bereits 3 Tage später konnten wir ihn in seiner kleinen Urne zu uns zurück holen. Auch er bleibt nun für immer bei uns..
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Viele Bilder haben wir nicht von unserem Krümelchen machen können, 4 Wochen waren einfach eine viel zu kurze Zeit.. ein paar Bilder gibt es dennoch von ihm:
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In der Folge dieser erneuten Infektion liessen wir nun alle unsere Hunde wiederholt auf alles Mögliche und Unmögliche in Frage kommende durchtesten - die Ergebnisse sind durchweg: Negativ !Es ist nichts zu finden und es bleibt uns allen weiterhin ein Rätsel mit was wir es hier zu tun hatten. Bitter stellt sich uns die Frage, ob wir den kleinen Hundemann nicht besser dort gelassen hätten, wo er war? Jedoch stellt sich dann auch zwangsläufig die Frage, ob er - bedingt durch zu hoch eingestellte / falsche Medikamente - denn dort heute noch leben würde? Fragen, auf die es keine Antwort gibt..
So oder so - die Zeit mit ihm war einfach viel zu kurz. Fakt ist, wenn ich mir das nächste Mal nicht zu 150% sicher bin, was richtig ist - dann hör ich auf mein Bauchgefühl..
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